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aus dem Rüsselsheimer- und Groß-Gerauer ECHO vom 25. Februar 2015:
Rock und Pop in der Kirche

Von Rainer Beutel

Kultur - "Pretty Lies Light" wissen auch bei ihrem zweiten Auftritt im Gotteshaus zu überzeugen - Quartett auf der Bühne


Aufgefüllt: Beim Konzert in der evangelischen Kirche ergänzten Gitarrist Jochen Günther (links) und Frank Bangert am Keyboard (rechts) ihre Band Pretty Lies Light mit früheren Bandmitgliedern von Pretty Lies - darunter Sänger Andreas Schlossarek und Bassistin Alex Effinger.
Foto: RAINER BEUTEL

Eine Vielzahl ihrer selbst als "zeitlos schön" beworbenen Songs hat die Band "Pretty Lies Light" am Samstagabend in der evangelischen Kirche zum Besten gegeben. Im Jahr 2012 hatten sie schon einmal in der Musikgemeinde gastiert. Und wie damals begeisterten sie ihre Fans im mit rund 80 Besuchern nicht voll besetzten Gotteshaus.

N a u h e i m. - Angekündigt worden war ein Duo - so wie damals. Anfangs stellten sich Bandleader Jochen Günther aus Guntersblum und Frank Bangert, musikalischer Leiter der Jugendmusicals am Staatstheater Wiesbaden, auch tatsächlich als die erwartete Zweimannband vor. Bangert ersetzt Niko Schneider, der 2012 noch dabei war, der mittlerweile aber nach Greifswald gezogen ist.

Tatsächlich holte sich das Duo aber zunächst Bassistin Alex Effinger und später auch noch Sänger Andreas Schlossarek hinzu. Die beiden stammen aus der Band "Pretty Lies", die sich 2013 aufgelöst hat. So betrachtet bekam die Musikgemeinde am Samstag nicht nur die Light-Version zu hören, sondern eben auch ein Quartett. Mit ein bisschen Wehmut über das Ende der großen Band erklang beinahe programmatisch zum Finale des zweistündigen Konzerts der Beatles-Song "Let it be", den die drei Männer gemeinsam mit ihrer Bassistin so einfühlsam anstimmten, dass die meisten Besucher mitsangen oder zumindest die Melodie mitsummten.
Eigenkompositionen kommen auch gut an
Bis dahin hatte sich die Beteiligung immer mehr gesteigert. Wie schon 2012 war das Konzert gespickt mit Titeln, die zurecht als "zeitlos schön" bezeichnet werden. Das galt nicht nur für Stücke von den Beatles, Simon and Garfunkel, den Dire Straits, Pink Floyd, Procol Harum, Leonard Cohen und Sting. Das Attribut passte auch zu Eigenkompositionen, die wegen des fehlenden Bekanntheitsgrads aber nicht ganz den selben Effekt erzielten. Ganz oben in der Gunst des Publikums standen die eingängigeren Melodien, wie etwa Nowhere Man und Here comes the Sun von den Beatles, Mrs. Robinson oder Cecilia von Simon and Garfunkel. Den musikalischen Höhepunkt erreichten die Musiker bei Sultans of Swing (Dire Straits) und Shine on you Crazy Diamond (Pink Floyd). Jochen Günther zelebrierte die Passagen aus dem Dire-Straits-Songs geradezu genüsslich. Der psychedelische Sound, den Richard Wright, Roger Waters und David Gilmore, die Größen von Pink Floyd, ihrer spannungsgeladenen Tonfolge überstülpten, kam ebenfalls zur Geltung. Dass dies auch in kleiner Besetzung gelang, war auch ein Verdienst von Frank Bangert am Keyboard. Gitarrist Jochen Günther führte nicht nur mit humorvollen Bemerkungen und Selbstironie durch das Konzert. Der Bandleader informierte auch über Hintergründe zu den Stücken, die bisweilen verblüfften. So gab er etwa einen Hinweis auf Vincent Ford, einen Jugendfreund Bob Marleys, den Marley als Co-Autor von No Woman, No Cry angegeben habe, um diesen und seine Arbeit als Koch für ärmliche Jugendliche mit jenen Tantiemen zu unterstützen, die der Song einbringen sollte.